In der größten Küche der Welt – Puri Jagannath Tempel

In der größten Küche der Welt – Puri Jagannath Tempel

Das Essen ist ein zentrales Thema, um das sich das indische Alltagsleben dreht, und die Küche ist die Lebensader eines Hauses. Während der Mahlzeiten kommt die Familie zusammen.

Oft wird über die vergangenen Mahlzeiten gesprochen, sie werden kritisiert, die nächste Mahlzeit wird geplant oder es wird über die individuellen kulinarischen Vorlieben der Familienmitglieder, insbesondere der Kinder oder der älteren Menschen, diskutiert. Daher ist es kein Wunder, dass die gleichen Gewohnheiten in den indischen Tempeln – den Wohnsitzen der Gottheiten – vorherrschen. In allen Tempeln gibt es immer auch eine Küche, in der Essen für die dort residierenden Gottheiten zubereitet und dann den Gläubigen angeboten wird. Und in der Tat, für den Herrn des Universums – Lord Jagannath (in Sanskrit bedeutet „Jagat“ „Universum“ und „Natha“ „Meister oder Herr“) in Puri, Odisha – muss die Küche die größte und königlichste sein, damit sie mit seiner „Statur“ mithalten kann. Sie ist die Lebensader des täglichen Tempellebens und für Millionen von Anhängern.

Von links: Lord Jagannath (rechts), seine jüngere Schwester Subhadra (mitte) und der ältere Bruder Balabhadra (links) ; Puri Jagannath Temple in Puri, Odisha

In der Küche des Jagannath-Tempels in Puri werden täglich 5.000 bis 10.000 Menschen versorgt.  Zu besonderen Anlässen, wenn Millionen von Gläubigen den Tempel besuchen, speisen hier bis zu 1 Million Menschen. Die Megaküche (Rosaghara genannt, was so viel wie „Kochhaus“ bedeutet) verfügt über 32 Räume mit 250 großen irdenen Feuerstellen und 752 Lehmöfen, in denen 1000 Köche und Assistenten mit Hingabe und Liebe gemäß den seit Generationen überlieferten Traditionen und Bräuchen kochen. Jeden Tag werden 56 verschiedene Speisen (Chappan Bhog genannt) zubereitet und Lord Jagannath und seinen Schwestern und Brüdern als Mahaprasadam – „das große Opfer“ oder Abhada – „ewig“ – sechsmal am Tag dargebracht. Man glaubt, dass nachdem die Götter die Opfergabe gekostet haben, das Essen die Fähigkeit erlangt, die Gläubigen von allen Sünden zu befreien, ihre Wünsche zu erfüllen und ihnen Moksha – Erlösung – zu geben. Das Essen wird dann im Innenhof des Tempels Tausenden von Besuchern und Gläubigen angeboten.

Die Traditionen und Rituale in der Tempelküche von Puri sind faszinierend, da sie unzählige Geschichten, Mythen, Traditionen und uralte Praktiken miteinander verweben. Die Küche hält sich an die ursprünglichen Zutaten und Kochpraktiken, wie sie seit Jahrhunderten in Indien bekannt sind. Im Mahaprasadam werden zum Beispiel keine Kartoffeln, Tomaten oder Chilis verwendet, die aus dem Ausland stammen und erst später in die indische Küche Einzug hielten. Stattdessen machen die Köche großzügig Gebrauch von einheimischen Sorten von Yams und anderen Wurzeln. Auch Zwiebeln und Knoblauch werden nicht verwendet, da sie sich nicht an die traditionellen Kochprinzipien halten. Die Speisen werden in Tontöpfen unterschiedlicher Größe gekocht, und zwar auf eine Art und Weise, die sich seit Jahrhunderten nicht verändert hat: Die Zutaten werden in vertikal angeordneten Tontöpfen mit Dampf gegart. Serviert wird das Essen in Tontöpfen, auf Bananenblättern oder Tellern aus kleineren Blättern. Der Tempel in Puri verfügt auch über einen eigenen Gemüse- und Gewürzmarkt, auf dem frisches, lokales Gemüse eingekauft wird.

Von links: Mahaprasadam (Opferspeisen für Lord Jaggannath); Küchenszene im Tempel in Puri; Mahaprasadam schmeckt natürlich auch dem Indischen Hausmann und seiner Frau;)

Es gibt fast eine magische, mystische Qualität, der die Küche im Jagannath Tempel umgibt: es heißt, dass es keine schriftlichen Rezepte oder festen Mengenangaben für Zutaten und Gewürze gibt, die die Tempelköche verwende würden. Trotzdem soll das Mahaprasadam immer ein einzigartig schmackhaftes Essen sein, das den Herrn des Universums absolut zufriedenstellen und denen, die ihn suchen und an seine Kraft glauben, eine üppige und ausgewogene Mahlzeit bietet – inklusive all der Liebe und dem Segen des Universums. Die Megaküche Jaggannaths hat die Kochgewohnheiten und die Esskultur im Bundesstaat Odisha, insbesondere in den Haushalten, stark geprägt und beeinflusst sie bis heute.

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